Ein unabhängiger Kulturbeteiligungs- und Interventionsfond für die Kieze

[Update 2018.]

Abstract – Worum geht es hier
Der Frixbergfonds soll in Friedrichshain-Kreuzberg eine neue Form der Kulturfinanzierung realisieren. Diejenigen, die von ihren Tätigkeiten im Bezirk finanziell profitieren, sollen in den Fonds einzahlen. Über eine unabhängige Jury soll das eingezahlte Geld an solche Projekte weitergegeben werden, die Kulturprojekte und Initiativen für den öffentlichen Raum mit einem besonderen Fokus auf Stadtenwicklungsfragen realisieren. Die Umsetzung des Fonds wird in einer öffentlichen „Ouvertüre“ zur Diskussion gestellt.

Ausgangspunkt – wo stehen wir
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gilt als dynamischer, bunter und lebendiger Kulturstandort. Zahlreiche soziokulturelle Eigeninitiativen tragen zu einer vielfältige Stadtkultur bei. Die kulturellen Angebote sind wichtig für die Stadt Berlin. Die Attraktivität des Bezirkes ist für ganz unterschiedliche Interessenten in den letzten Jahren stark gestiegen. In der Folge nehmen monotone gewerbliche Konsumangebote, Besucherzahlen und Mieten stetig zu. Dies geht einher mit intensiven Bautätigkeiten, Lärmbelastungen und dem Verlust von sozialen Strukturen und öffentlichem Raum.

Der Bezirk verliert Lebensqualität und Ansehen: Er gilt als teuer, eng und zunehmend auch langweilig. Durch solche Entwicklungen reduzieren sich Attraktivität und Möglichkeiten für viele Anwohnende und ansässige Kulturschaffende. Darunter leidet im besonderen Maße die lokale Stadtkultur. DieseKonflikte gefährden die kreative Szene durch Verdrängung und Vereinnahmung – manche gehen freiwillig, viele sehen sich dazu gezwungen. Die hohe Bereitschaft sich (ehrenamtlich) sozial, künstlerisch und kulturell zu betätigen, sollte gerade jetzt unterstützt werden. Sie hat den Bezirk geprägt und soll es auch in Zukunft noch tun.

Vision/Förderzweck- Was wollen wir erreichen
Initiativen, die sich zwischen Kommunalpolitik und Kulturarbeit bewegen, vereinigen sich und initiieren einen Fonds für selbstorganisierte Stadtkultur in Friedrichshain-Kreuzberg. Er wird realisiert in organisatorischer Kooperation mit dem Bezirk und mit finanzieller Unterstützung durch die im Bezirk aktive Wirtschaft. Ansässige Unternehmen und Personen stellen Mittel zur Verfügung, aus denen ein dauerhafter und vor allem unabhängiger Projektfonds gebildet werden kann. Diejenigen, die an den geschilderten Entwicklungen im Kiez verdienen, sollen den Fonds mitfinanzieren.

Der Fonds fördert künstlerische, kulturelle und kommunikative Auseinandersetzungen mit aktuellen Konflikten und möglichen Entwicklungen des Bezirkes. Im Fokus stehen experimentelle Konzepte, Interventionen und Beteiligungen. Die kulturelle Tradition des Bezirkes aufgreifend, sollen geförderte Projekte Perspektivwechsel anregen, einen Wissensaustausch fördern oder
Beteiligungsmöglichkeiten schaffen. Ziel des Fonds ist eine basis- und kunstorientierte Kreativität im Kiez, entgegen einer zunehmenden Kommerzialisierung und entgegen dem Prinzip „höher, schneller, weiter …“.

Diese Anforderungen verstehen sich als richtungsweisende Perspektiven des Fonds. Es steht aber noch alles zur Debatte. Die genaue Ausgestaltung und Ausrichtung wird unter Beteiligung der Anwohnerschaft im Kiez vom neu zu gründenden Verein AnföR entwickelt. Dieser soll kontinuierlich den Fonds und die geförderten Projekte begleiten.

Konkrete Förderziele können sein
• unkonventionelle Ideen, die Experimentierfreudigkeit, Geduld, Engagement und vor allem
auch eine substanzielle Finanzierung brauchen.
• künstlerische Interventionen und Eingriffe in den öffentlichen Raum.
• Projekte, die sich temporär oder dauerhaft im Bezirk präsentieren oder vor Ort aktiv sind.
• bevorzugt werden soziokulturelle Projekte und Institutionen mit starkem Gesellschaftsbezug
und basisorientierter Beteiligung.
• …

Diskussionsvorlage zu Vergabestruktur und Verein
Die zentrale Schnittstelle für den Fonds ist ein eigens dafür gegründeter Verein ANföR „Aktivitätennetzwerk für den öffentlichen Raum e.V.“ (Arbeitstitel). Er soll die folgenden
Richtlinien gewährleisten und diese Rolle dauerhaft einnehmen:

  • Die Vergabe wird vollständig unabhängig von den jeweiligen Geldgebern realisiert.
  • Die Ausrichtung des Kulturfonds, die inhaltlichen und/oder räumlichen Schwerpunkte für jede Antragsrunde werden im Verein und öffentlich beraten.
  • Die Auswahl der Kunstwerke, -aktionen und Projekte wird von einer unabhängigen Jury entschieden.
  • Für die Jury-Zusammensetzung ist ein transparentes, öffentliches Verfahren zu entwickeln.
  • Die jeweiligen Geldgeber haben keinen Einfluss auf die Vergabeentscheidungen und sitzen NICHT in der Jury.
  • ANföR betreut die ausgewählten Projekte bei Ihrer Projektumsetzung im Bezirk.
  • Zusätzliche Geldgeber sollen akquiriert und Kontakte mit möglichen neuen Geldgebern hergestellt werden.
  • Die gesamte finanzielle und formelle Abwicklung wird von einer professionellen
  • Vergabestelle des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg übernommen.
  • Zudem ist Transparenz bei dem gesamten Prozess unabdingbar. Geldgeber und geförderte Projekte werden veröffentlicht.

Einführung: „Intermezzo“ und „Ouvertüre“
Die „Ouvertüre“ zum Frixbergfonds soll eine künstlerisch diskursive Auseinandersetzung zu dieser alternativen Finanzierungsmöglichkeit darstellen. Ziel ist das Sammeln und Diskutieren von Ideen für die Umsetzung und die Akquise möglicher Einzahler. Die Grundlagen und kritischen Aspekte des Fonds sollen diskutiert werden, Chancen und Verwirklichungs-Möglichkeiten ausgelotet werden. Dies alles soll im öffentlichen Raum stattfinden, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Dafür werden von ANföR Installationen aufgestellt und Veranstaltungen durchgeführt, die diese Diskussion ermöglichen und gleichzeitig als Miniaturausstellungsraum dienen.